Bochumer Philosophisches Jahrbuch für Antike und Mittelalter - Current Issue
Volume 26, Issue 1, 2023
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Eine neue Perspektive auf Platons Kritik des ‚demokratischen Menschen‘
Author(s): Luis Probstpp.: 1–19 (19)More LessAbstraktDer Artikel wirft einen neuen Blick auf die Frage, was das zentrale Übel des demokratischen Menschen in Platons Politeia darstellt. Zunächst wird gezeigt, dass die Ursache für die vielfältigen Interpretationsansätze in der Unklarheit darüber begründet liegt, welcher Seelenteil die Seele des demokratischen Menschen beherrscht. Dann werden die drei gängigsten Theorien hierzu kritisch untersucht, konkret die Theorie, dass (1) der demokratische Mensch von seinen nicht notwendigen Begierden beherrscht wird, (2) Anarchie in seiner Seele herrscht, (3) seine seelische Einheit sich aus Zwang statt Harmonie ergibt. Es wird aufgezeigt, dass keine dieser Theorien — für sich allein betrachtet — vollumfängliche Korrektheit beanspruchen kann. Anschließend wird eine neue Perspektive auf Platons Kritik am demokratischen Menschen vorgeschlagen, nach der die Freiheit — das zentrale Charakteristikum des demokratischen Menschen — als eine nicht notwendige Begierde betrachtet werden sollte. Hierdurch werden die Gemeinsamkeiten der drei bisherigen Theorien deutlich und können miteinander verbunden werden.
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Vorsehung und Schicksal — Astrales Wissen und Weissagung bei Albert dem Großen
Author(s): Norbert Winklerpp.: 20–114 (95)More LessAbstraktDie neuplatonisch grundierte Metaphysik sowie die peripatetisch orientierte Naturphilosophie Alberts des Großen (um 1200–1283) bewegt sich im Spannungsfeld der theologischen Kategorie von der göttlichen Vorsehung (providentia) und der natürlichen Kausalreihen der Schicksalsbindung (fatum). Das Faktum der geschöpflichen Kontingenz lässt sich nicht aus dem absoluten Anfang ableiten. Die geistige Überwindung der natürlichen Schicksalsordnung (Boethius, Consolatio philosophiae) sowie die konsequente Entwertung der irdischen Schicksalsordnung gegenüber der absolutistischen Machtvollkommenheit eines absolut frei wollenden Gottes (Augustinus, De civitae dei), das sind die zwei grundlegenden Modelle, zwischen denen Albert steht, wenn er sich als Theologe oder als Naturphilosoph äußert. Tertium non datur. Wenn Albert als Naturphilosoph argumentiert, muss er den „theologischen Absolutismus“ (H. Blumenberg) des Augustinismus zurückdrängen, um von den eigentümlichen Prinzipien der natürlichen Ordnung Wissen zu gewinnen. Spricht er als Theologe, dann wird er der absolutistischen Willensmetaphysik des Augustinus weitgehend folgen. Albert kann sich in diesem gegensätzlichen Rahmen nur nach der einen oder anderen Seite bewegen. Der Gegensatz zwischen dem Ersten Prinzip des Naturphilosophen und der absoluten Willensmacht des Gottes der Theologen ist nicht zu vermitteln, auch wenn es immer wieder behauptet wird. Albert kann nur einen Wechsel der Perspektive vornehmen. Im besten Fall wird er in seinen Schriften Kompromisse moderieren. Ich nenne sie „produktiv“ dann, wenn dabei der Platz für die diskursive Naturerkenntnis und die intellektive Verwirklichung des Menschseins frei gehalten wird. Nur über die tendenzielle metaphysische Dekonstruktion des theologischen Augustinismus, die einer kausal bestimmten Rationalisierung gleichkommt, kann Albert dem Wissen in der Naturphilosophie und in der Ethik den Platz unter den wissenschaftlichen Disziplinen sichern.
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Inhering hylomorphic modes or hylomorphic modes of inherence?
Author(s): Milo Crimipp.: 115–143 (29)More LessAbstractI analyze the Hylomorphism Argument in the anonymous Destructions of the Modes of Signifying (DMS), which attempts to reduce the Modist Inherence Thesis (MIT) to absurdity. I note that the Hylomorphism Argument rests on a misunderstanding of MIT, which posits distinct hylomorphic ways that modes inhere, rather than distinct hylomorphic modes. These hylomorphic inherence relations can be seen to ground the derivation scheme among modes and therefore the correspondence relation appealed to in the Modist Correspondence Thesis (MCT). This results in a formulation of MCT that more accurately represents Thomas of Erfurt’s understanding of it than the caricatures appealed to in the DMS author’s anti-modist arguments.
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Die Leipziger Quodlibet-Disputation von 1514
Author(s): Hans-Ulrich Wöhlerpp.: 144–151 (8)More LessAbstractIn 1514 at the Faculty of Arts of the University of Leipzig, a quodlibetical disputation took place. About 60 persons participated in the disputation. A handwritten record of this event has been preserved. A thorough analysis of these texts gives us a wealth of information with regard to the themes, positions, and tendencies of thinking during that period of time. The scholars at Leipzig University made an attempt at reconciling their philosophical interests with the claim to spiritual hegemony on the part of theology and the church. This aspect is remarkable if one thinks of the famous papal bull Apostolici Regiminis, promulgated in the year 1513. The current article presents new textual evidence which has been uncovered in a Leipzig manuscript from the beginning of the 16th century (Leipzig, Universitätsbibliothek, Ms. 1601).
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Die Kritik am Corpus Hermeticum im 17. Jh. und die Folgen*
Author(s): Esteban Lawpp.: 152–180 (29)More LessAbstractAccording to the narrative of previous research, the scepticism about the anciennity of the Corpus Hermeticum that arose in the 16th century, culminated in Isaac Casaubon’s (1559–1614) groundbreaking dating down of this corpus of writings. However, as the present study shows, the Protestant Casaubon is only one-sided perceived as the accomplisher of the critics of Hermes Trismegistus in the 17th century. Casaubon had, namely, a Catholic ally in his younger contemporary Dionysius Petavius (1583–1652), whose contribution was on a par with Casaubon’s and helped to shape the history of its impact up to the 19th century. Research has also ignored the fact that Casaubon’s critics did not do proper justice to the idea of anciennity. What does it mean and who in fact introduced it? These problems and their implications will also be discussed in this paper.
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Zwischen Weinfass und Universum
Author(s): Reinhold F. Gleipp.: 181–197 (17)More LessAbstraktVeranlasst durch die (vermeintlich) ungenaue Abrechnung einer größeren Lieferung Weinfässer verfasste Kepler eine mathematische Abhandlung zur Berechnung des Volumens von Rotationskörpern, insbesondere von Fässern. Da eine exakte Berechnung ohne die Mittel der Infinitesimalrechnung in der Regel nicht möglich ist, stellte Kepler eine Näherungsformel auf, die für praktische Zwecke vollkommen ausreichend ist, da die Abweichung vom wahren Wert weniger als ein halbes Prozent beträgt. Dasselbe Konzept einer ‚ungefähren‘ Wahrheit wendete Kepler auch in der Astronomie an: Seine Idee der Konstruktion des Universums aus den fünf Platonischen Körpern ließ sich mit den empirischen Daten (und dem daraus resultierenden Dritten Keplerschen Gesetz) nur in Einklang bringen, wenn man eine Abweichung im Bereich von unter einem Prozent tolerierte. Der Demiurg ist eben ein echter Handwerker: Was nicht passt, wird passend gemacht.
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Review of Vázquez & Ross (2022): Time and cosmology in Plato and the Platonic tradition
Author(s): Federico Casellapp.: 231–235 (5)More LessThis article reviews Time and cosmology in Plato and the Platonic tradition
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Rezension über Detel (2021): Elemente der Rhythmik. Theorie der musikalischen Zeit
Author(s): Stefan Düfelpp.: 236–239 (4)More LessThis article reviews Elemente der Rhythmik. Theorie der musikalischen Zeit
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Review of Palmer (2021): The Method of Hypothesis and the Nature of Soul in Plato’s Phaedo
Author(s): Jan Kerkmannpp.: 240–253 (14)More LessThis article reviews The Method of Hypothesis and the Nature of Soul in Plato’s Phaedo
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Rezension über Peroli (2023): Nikolaus von Kues. Ein Handbuch zu Leben und Werk
Author(s): Fabian Marxpp.: 254–261 (8)More LessThis article reviews Nikolaus von Kues. Ein Handbuch zu Leben und Werk
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Rezension über Köhler (2022): Wissenschaftliche Erkenntnis und Wissensgewissheit im wissenschaftsphilosophischen Diskurs von ca. 1230 bis um 1350
Author(s): Norbert Winklerpp.: 262–276 (15)More LessThis article reviews Wissenschaftliche Erkenntnis und Wissensgewissheit im wissenschaftsphilosophischen Diskurs von ca. 1230 bis um 1350
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